PuzzleWithGapRalf Baumann hat in seinem sehr lesenswerten Blog eine Artikelserie über Softwareentwicklung geschrieben. Im Teil 5 In Software-Projekten gibt es viel zu entdecken macht er sich Gedanken über Exploration, also die Durchführung von Experimenten mit dem hauptsächlichen Ziel des Wissenserwerbs. Ein Blick auf die Definitionen zu Wissensarbeit zeigt sofort, dass Wissenserwerb, also Lernen,  sowohl im Bereich des Problemverständnisses als auch im Lösungsbereich ein essentieller Bestandteil von Wissensarbeit und damit auch Softwareentwicklung ist. Wer jetzt vorschnell Lernen in Kurse, Studium oder Schule verbannen will mit dem Argument „bei uns wird gearbeitet und nicht gelernt“ verdrängt das Wesen von Wissensarbeit durch sein tayloristisch geprägtes Bild von Arbeit. Dabei ist Wissensarbeit ein iterativer Prozess, bei dem das Team durch die fortwährende Suche nach der passenden Lösung die vorhandenen Wissenslücken Schritt für Schritt schliesst. Auch Alistair Cockburn ist seit einiger Zeit mit genau dieser Message unterwegs und propagiert Softwareentwicklung als Knowledge Acquisition Process. Wie man aus der ersten Grafik schnell erkennen kann, benötigt es bei jedem einigermassen anspruchsvollen Softwareprojekt diese Phase des Wissenserwerbs bevor dann mit jedem Inkrement Business Value geliefert werden kann.


In unserem Buch Software entwickeln mit Verstand haben wir die Wissensbereiche in vier Felder eingeteilt (siehe Grafik). Ein Team startet ein Projekt mit bestimmtem Wissen aber auch mit Wissenslücken in jedem der vier Bereiche. Dazu kommt, dass die Bereiche untereinander Abhängigkeiten besitzen, die bei grossen Wissenslücken zunächst gar nicht bekannt sind. Wenn ich zum Beispiel den Markt für mein Produkt nicht gut kenne, dann kenne ich auch die Abhängigkeiten zu User Experience und fachlicher Domäne nicht. Und wenn ich zu wenig über User Experience weiss, dann kann ich auch nur schwer die passende GUI-Technologie oder das Design auswählen.

WissenslueckenWie das ganze mit Komplexität und Risikomanagement zusammenhängt, habe ich hier schon in der Vergangenheit beschrieben. Insgesamt betrachtet ist der ganze Wissensarbeitsprozess eine Frage wie sinnvoll und schnell der Wissensarbeiter den „Back-Talk“, also die Rückmeldung über die Materialisierung seiner Gedanken erhält. Details zu den verschiedenen Möglichkeiten dazu finden Sie hier. Was macht nun Lean Startup ? Richtig, Wissenslücken über das Marktbedürfnis für ein Produkt so schnell wie möglich zu schliessen. Und das geht am Besten indem das Team sehr schnell ein „minimum viable product“ auf den Markt bringt und testet, ob es dafür Käufer gibt. Genauso gibt es Explorationen für User Experience, Domain Know How oder Fragen bzgl. Technologie, die geklärt werden müssen bevor es richtig teuer wird. Gleichzeitig nehmen wir damit Komplexität aus dem Projekt heraus und erhöhen somit die Erfolgswahrscheinlichkeit unsere Vorhabens.

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