Wissensarbeit ist nach einer Definition von Sybille Hermann vom Fraunhofer Institut wie folgt beschrieben:

Wir verstehen unter Wissensarbeit die Bewältigung von Aufgaben, die zumindest für die betreffende Person so komplex oder neuartig sind, dass ihr vorhandenes Wissen nicht ausreicht, um zu einer Lösung zu kommen, so dass es für sie notwendig wird, quasi online Wissen zu erwerben, zu integrieren oder neu zu entwickeln„.

Ein Ingenieur, der eine komplexe Softwarelösung entwickelt oder eine elektronische Schaltung entwirft, ist ein Wissensarbeiter. Allerdings nur dann, wenn er die Lösung nicht zu einem überwiegenden Anteil direkt aus seinem Gedächtnis abrufen kann. Echte Wissensarbeiter suchen immer wieder die Herausforderung, die komplexere Problemstellungen mit sich bringen, da sie sich dort neues Wissen und Erfahrung aneignen können. Dieses neue Wissen ist sozusagen das Lebenselixier aller Wissensarbeiter.

Aber wie arbeiten üblicherweise Manager? Vor allem Middle Manager sind meistens nahezu vollständig im operativen Tagesgeschäft involviert und jonglieren üblicherweise ein dutzend oder mehr Bälle gleichzeitig. Das heisst, sie sind in mehreren organisatorischen Initiativen involviert, managen ihre Mitarbeiter, leiten Projekte, betreuen Kunden und verbringen dabei einen nicht unerheblichen Teil ihrer Arbeitszeit in Meetings, die in der Regel neue Projekte oder Initiativen generieren.

Gute Manager zeichnen sich meist dadurch aus, dass sie zumindest nach einigen Jahren all die verschiedenen Aufgaben vom Wissensstand her gut beherrschen und diese somit routinemässig ausführen. Wenn die Manager dann persönlich gut organisiert sind, gelingt dieses Jonglieren der vielen Bälle ganz gut. Meist werden dann solch umtriebige und sehr effizient wirkende Manager auch als erfolgreich angesehen.

In einem Artikel der Online-Ausgabe des CIO sind die Ergebnisse einer Befragung unter 366 Managern der zweiten und dritten Hierarchiestufe beschrieben. Das Ergebnis: das Tagesgeschäft hindert diese Manager daran Neues zu entwickeln. Offensichtlich gibt es einen Bedarf in den Unternehmen, sich weiterzuentwickeln. Die Organisationen sind aber so aufgestellt, dass im Management kein Freiraum bleibt, Wissensarbeit im oben genannten Sinn zu betreiben.

Somit kann man schliessen: viele Manager wären gerne Wissensarbeiter, sind aber zu einem sehr grossen Teil zur Routinearbeit verdammt, da nur so das grosse Pensum an unterschiedlichen Aufgaben bewältigt werden kann.

Viel Spass beim Nachdenken wünscht…

der wissensarbeiter (der auch wirklich einer ist ;-))

Eine Antwort »

  1. Hallo Wissensarbeiter
    Diese Aussage finde ich etwas gewagt, denn ein guter Manager delegiert nach Möglichkeit all jenes, was Routine ist. Selbst in der täglichen operativen Arbeit sind sehr viel Situationen vorhanden, die mit dem bestehenden Wissen nicht einfach so erfüllt werden können. Viele Entscheide werden zwar aus Erfahrung getroffen, stehen aber jedes Mal in einem neuen Kontext.
    So wie ein Software-Entwickler von seiner Erfahrung profitieren kann und schneller zu Lösungen gelangt, kann auch der erfahrene Manager von seiner Erfahrung profitieren. Dieses Ziel wird auch bei MDSD verfolgt. Erfahrung wird abstrahiert und in Generatoren abgelegt (delegiert). Die Leistung der Ingenieure liegt nun darin, diese Erfahrung bei neuen Lösungen zu kombinieren und so wieder zu verwenden.

  2. Business Jabroni sagt:

    In vielen Unternehmen gibt es kein Wissensmanagement oder wird nur stiefmütterlich behandeln. Dementsprechend ist Wissensarbeit zwar vorhanden und notwendig, wird aber nicht bewusst betrachtet.
    Wenn etwas in diese Richtung getan werden soll, heißt es oft aus dem Top-Management: Was bringt das? Wie viel sparen wir? ROI? Business Case? etc.

    Wissen ist nicht präzise messbar, das mag man im Management nicht so. Hierzu ein eigener Artikel, wenn ich darf: http://wp.me/p1jDhy-1n

  3. […] sind Manager sehr oft nicht mehr sehr effektive Wissensarbeiter obwohl sie es eigentlich sein […]

  4. Guter Beitrag.
    Provokanter Einwurf: Gerade weil Manager mit dem Tagesgeschäft zu „zu“ sind, könn(t)en die Mitarbeiter verstärkt die Rolle von Innovatoren einnehmen – wenn nur die Manager auf sie hören würden ;-).

  5. […] Zumindest wieder ein Hinweis mehr für die Beobachtung, dass Manager nur noch selten Wissensarbeiter sind. […]

  6. […] Zusammenfassend interpretiere ich diese vier Ergebnisse dahingehend, dass in vielen Unternehmen gerade auf Führungsebene das Verständnis für Wissensarbeit und deren grundlegender Eigenschaften immer noch fehlt. Nicht wenige Führungskräfte versuchen mit traditionellen Managementmethoden Wissensarbeiter zu führen und die obigen Resultate zeigen, dass in Bereichen des Umgangs mit Wissen, der Prozesse und Vorgehensweisen und der Einschätzung des Routineanteils unterschiedliche Ansichten bestehen. Einen der Gründe dafür, habe ich schon mal aufgrund einer Untersuchung des CIO Magazins kommentier…. […]

  7. […] entsprechen. Vor einiger Zeit habe ich mir, ausgelöst durch die Ergebnisse einer Umfrage, bereits in einem Artikel die Frage gestellt, ob Führungskräfte wirklich Wissensarbeiter sind. Und hier könnte natürlich ein Grund dafür liegen, dass in vielen Organisationen, die zu […]

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